Dem „Selbst“ (Nafs) unrecht zufügen ... was versteht man darunter?
Wir müssen wissen, dass es ganz egal ist, was wir mit welchem Namen auch immer bezeichnen, alles manifestiert sich aus Allahs Namen heraus!
Denn Allah ist solch ein Allah, dass man nicht von der Existenz eines anderen Wesens außer HU sprechen kann!
Ob von den individuellen Eigenschaften her oder von den durch ihn manifestierten Bedeutungen oder durch die Handlungen, die durch diese Bedeutungen hervorgebracht werden – jeden Augenblick, in jeder Form wird immer an HU gedacht, wird immer von HU gesprochen ...
Und immer dann, wenn du dir etwas außerhalb von HU vorstellst oder davon sprichst, setzt du das Vorhandensein eines zweiten Wesens neben Allah voraus ...
Dieser Zustand wird mit einem Wort bezeichnet, nämlich „Schirk“ (= „Dualismus“). (A.d.Ü.: Das Gehirn befindet sich durch die dualistische Betrachtungsweise in einem Zustand, dass es Dinge mit Allah bewusst oder unbewusst assoziiert und gleichsetzt. Zum Beispiel der Gott und ich oder Sonne, Mond, Sterne und einen Gott oder auch mehrere Götter etc., alles ist getrennt und existiert eigenständig …)!
In folgendem Koranvers wirst du vor dieser Situation gewarnt:
„Wende dich nicht zu einem Gott hin (äußere Manifestierung von Kräften) neben Allah!“ (28:88)
Denn ...
„Ohne Zweifel ist „Schirk“ (A.d.Ü.: Allah einen Teilhaber zuschreiben, etwas mit Allah zu assoziieren oder zu vergleichen, d. h. Dualität) eine gewaltige Grausamkeit ...!“ (31:13)
Warum stellt„Schirk“ Grausamkeit dar ...?
Grausamkeit wem gegenüber ...?
Es stellt Grausamkeit gegen dein Selbst dar, gegen dein essentielles Selbst!!!
Denn wenn du aus Unkenntnis deines eigenen Wesens, weil dir der Ursprung verschleiert ist, einen Gott im Jenseits, außerhalb von dir, irgendwo da oben, anbetest, so gesellst du zu Allah ein zweites Wesen und versagst dir die Erkenntnis unzähliger Eigenschaften, die in deinem ursprünglichen Wesen enthalten sind! Auf diese Art begehst du das größte Unrecht gegen dich selbst!
Denn die Versagung der Wahrheit über den wahren Ursprung deines Selbst, das du mit „Ich“ bezeichnest, ist die größte Ungerechtigkeit, die dir zugefügt werden kann ... und diese Ungerechtigkeit fügst du dir auch noch selbst zu, indem du die notwendigen Handlungen auf dem Weg zur Erkenntnis nicht verrichtest ...
Die Feststellung: „Wer sein Selbst (Nafs) nicht kennt, erkennt seinen Herrn (Rabb) nicht!“, resultiert aus der Erkenntnis:
„Wer sein Selbst erkennt, kennt seinen Herrn!“
Denn eine Erkenntnis Allahs ist nur durch das Verstehen Allahs möglich ...
Und dieses Verstehen ist nur dann möglich, wenn wir Allah, wie ihn Sein Rasul Mohammed (saw) beschreibt, begriffen haben ...
Nach so vielen Worten sind wir jetzt beim „Ich“ angekommen!
Wenn es neben Allah kein zweites Wesen gibt, wer oder was ist dann das Wesen, was mit „Ich“ bezeichnet wird ...? Wie ist es entstanden?
Welche Anhaltspunkte wurden uns gegeben, um diese Frage zu lösen ...?
Wir werden versuchen, die Frage im Einklang mit den bisherigen Beschreibungen Allahs zu erklären ...
Denn wenn wir eine Erklärung gäben, die entgegen den vorhergehenden Beschreibungen Allahs wäre, so verfielen wir automatisch in die falsche Auffassung, dass es eine Person und einen „Gott“ gibt ...!
Der Koran gibt über das Erschaffungsziel des Menschen folgende Kenntnis:
„… Es ist ohne Zweifel, ich werde auf der Erde (Körper) einen Stellvertreter (bewusstes Wesen, welches mit der Bewusstheit der Namen lebt, welche sein essentielles Selbst bildet) erschaffen ...“ (2-30)
Hier fällt uns als Erstes der Umstand auf, dass der Mensch als „Stellvertreter auf Erden“ eingesetzt wurde und nicht des Kosmos oder Universums.
Als Zweites fragen wir uns, aus welchen Gründen der Mensch zum „Stellvertreter“ wurde ...
Auch wie der Mensch zum Stellvertreter auf Erden wurde, steht im Koran geschrieben ...
„Und wir lehrten Adam (ein Wesen, welches eine manifestierte und programmierte Komposition von Namen darstellt) die ganzen Namen (alles Wissen bezüglich der Namen und ihrer Manifestierungen).“ (2:31)
Welche speziellen Eigenschaften qualifizierten den Menschen zum Stellvertreter ...? Die Antwort darauf wird uns in dem zweiten der oben beschriebenen Koranverse gegeben ...
„Wir lehrten ihn alle Namen“ ...
Das ist folgendermaßen zu verstehen:
Der Mensch wurde von Allah mit der Eigenschaft und der Fähigkeit ausgestattet, so viele von Allahs zahllosen Namen hervorzubringen, wie Allah ihm zuteilt ...
Eben diese Eigenschaft und Fähigkeit, die dem Menschen gegeben wurde, ist mit dem „Lehren aller Namen“ gemeint ...
Wie ist eigentlich das als „Mensch“ bezeichnete Wesen, welches die Fähigkeit besitzt, die Namen Allahs hervorzubringen und der Kosmos, in dem es lebt, entstanden?
Wenn von Allah nichts reflektiert wird und nichts aus Allah heraus entstanden ist, wie sind dann die Wesen, welche wir mit unseren fünf Sinnen erfassen können oder jene im Koran beschriebenen Dinge wie Engel, Djinn, das Paradies, die Hölle, das Reich von Barzakh und die unzähligen anderen Dinge, die wir nicht erfassen können, entstanden ...?