Sie besitzen sehr viele Eigenschaften, die man mit verschiedenen Namen benennt ... Von wem stammen diese Eigenschaften ...? Natürlich von Ihnen ...! Gut, und wer sind Sie ...? Ein lebendiges, bewusstes, denkendes Wesen, welches seine Wünsche in Tatkraft umsetzt, also aus dem Gedanken heraus zur Handlung schreitet ...! Auch gut, und wer ist der Besitzer dieser Eigenschaften ...? Sie werden mit „Ich“ antworten ... Aber was ist das „Ich“ ...?

Eben an diesem Punkt müssen Sie zurückkehren, ob Sie wollen oder nicht ...! So wie ein Gegenstand, der an einem Gummiband befestigt ist, wenn man ihn wegschleudert sich zunächst, soweit die Elastizität des Bandes es zulässt, entfernt, um dann an seinen Ausgangspunkt zurückzukehren.

So müssen Sie nach dem „Ich“, welches Sie mit verschiedenen Eigenschaften beschreiben, wieder zu dem Ursprung dieser Eigenschaften zurückkehren.

Denn immer wenn Sie die Existenz, die Sie mit „Ich“ bezeichnen, zu beschreiben beginnen, müssen Sie diese mit immer neuen Eigenarten oder Zwecken beschreiben und dieser Zustand wird in der Sprache des Sufismus als Rückkehr von dem Grad der Existenz zu dem Grad der Eigenschaften bezeichnet.

Darum ist es unnötig, über die Essenz von Allah nachzudenken!

Aus diesem Grunde bezeugt Allah, der einzig ist, die Tatsache, dass außer ihm kein Wesen existiert, selbst ...

„Schahidallahu anna Hu la ilahe illa Hu wa malaikatu wa ulul ilmi ...“ (3:18),

„Allah selbst bezeugt, dass es keinen Gott gibt, ausschließlich „HU“ (Er) existiert und (so auch) die Kräfte (Potenziale) Seiner Namen (Engel) und diejenigen, die Wissen haben (diejenigen, die Wissen manifestieren) …“ (3:18)

Hier ist ein Punkt, den wir ganz besonders betonen möchten ...!

Es ist ein vollkommen falscher Weg, zuerst die Wesen, die Existenz, den Kosmos, das Weltall zu erforschen, um daraufhin Allah erkennen zu können ...!

Dieser Weg „vom Geschöpf zu seinem Schöpfer“, wie die Alten sagten, ist ein überaus langer und verschlungener Weg, der gefährlich ist und einem Labyrinth gleicht ...!

Wer sich auf diesen Weg wagt, kann sich kaum mehr von ihm befreien!

Die Worte Allahs haben kein Ende ...!

Die mit den Namen Allahs beschriebenen Eigenschaften sind endlos ...!

Die Genesen, die sich aus der Betrachtung dieser Eigenschaften entwickeln, sind unendlich ...!

Als Folgerung ergibt sich daraus, dass die Welten kein Ende haben ...!

Die Annahme eines Endes der Welten ist relativ zur Entscheidung der Existenz ...!

Das Wissen über eine äußere Erscheinung und den inneren Kern reichen nicht aus, die Wahrheit zu erfassen und nach ihr zu leben ...

Das Wissen über die äußere Erscheinung sind Wissenschaften, die an unsere fünf Wahrnehmungssinne gekoppelt sind, auch die Wissenschaft der Symbolik zählt zu diesem Wissen; das Wissen über den Inneren Kern ist eine Wissenschaft jenseits unserer fünf Sinne, gefühlsmäßige Wahrnehmung und Verbindung zur geistigen Welt zählen zu dieser Sparte. Aber sie reicht nicht aus, um nach der Wahrheit zu leben und Allah zu erkennen ...!

Nach der Wahrheit zu leben ist nur durch „Ilmi Ladun“ (das Wissen mit der Sichtweise Allahs zu betrachten) möglich ...!

Denn die Verifikation „der Eigenschaften Allahs“ ist nur mit dem „Ilmi Ladun“ möglich ...!

Wenn wir es in der Sprache des Sufismus ausdrücken wollen:

Das Hauptziel ist die eigene Erkenntnis über das Dasein, über das Selbst, in der Dimension der Namen, in der Dimension der Eigenschaften und in der Dimension der Existenz; und dies ist nur möglich, wenn man den Zielpunkt kennt und vor Augen hat und dementsprechend lebt.

Deshalb besteht das erste Ziel darin, zu erfahren, was Allah ist und dieses auch zu verstehen ...!

Der Weg wird außerordentlich abgekürzt, wenn man ihn bei Allah beginnt, mit Allah begeht und sich zu Allah führen lässt ...!

Daraus lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass es nicht unser Hauptziel ist, durch die Erkenntnis der Welten Allah zu erreichen, sondern durch die Erkenntnis desjenigen, der Allah genannt wird, die Welten zu betrachten MIT SEINER SICHTWEISE (A.d.Ü.: das berühmte Koran-Schlüsselwort „Ind Allah“)!

Sonst werden wir unser ganzes Leben in den Welten zubringen und am Ende die Hindernisse nicht bewältigen können und als „Verschleierte“ aus diesem Weltenleben scheiden ...!

Möge es uns nach Allahs Führung beschieden sein, stets im Nachdenken zu leben, uns aus den Vermutungen und Konditionierungen zu befreien, die Wahrheit zu erfassen und die Wirklichkeit Allahs und seine Eigenschaften zu realisieren.

 

                                  AHMED HULUSI

                                      14. Sept. 1989

                                         ANTALYA

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